Ein Mineral kommt selten allein - Zwillinge und mehr

Als schön gelten Steine landläufig vor allem dann, wenn sie edel daherkommen, durch ihre Farbe bestechen oder etwa besonders abgerundete Form haben. Doch ähnlich wie beim Menschen steigt auch die Attraktivität bei Kristallen, wenn Symmetrien im Spiel sind. So weisen etwa sogenannte Kristallzwillinge verschiedene Arten der Gleichmäßigkeit auf, die sie zu etwas ganz Besonderem in der Natur machen. Allerdings bleibt diese Schönheit in der Regel vor allem Experten vorbehalten, die sie oft nur schwer zu erkennen ist. Eine neue Ausstellung in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Sellierstraße 6) will das nun ändern. Unter dem Titel "Ein Mineral kommt selten allein - Zwillinge und mehr" stellten die Mineralogen ab dem 2. Dezember 2015 bis Mai 2016 insgesamt etwa 250 Exponate aus der eigenen Sammlung aus - fast ausschließlich Zwillinge oder andere Viellinge.

Doch was genau ist das Faszinierende an diesen besonderen kristallinen Gebilden? Bei einem Kristallzwilling sind zwei Kristalle eines Minerals nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten zusammengewachsen. Dabei spiegeln sie sich entweder an einem Punkt, einer Ebene oder um 180 Grad gedreht an einer Achse. Darüber hinaus können sich Zwillinge auch durchdringen und nicht nur an einem Punkt oder eine Fläche berühren. Zwillinge treten in allen Kristallklassen und -systemen auf und seien gar nicht so selten, sagt die Jenaer Mineralogin. Es gebe Mineralien, wie etwa Feldspat, bei denen sie sogar sehr häufig auftreten.

Die Forschung interessiert sich schon lange für die Bildung dieser Spielarten der Natur, wie die verschiedenen vielfältigen Zwillingsgesetze beweisen. In der Sammlung befindet beispielsweise einen Durchdringungszwilling, den Goethe der Universität Jena geschenkt hat. Es wird vermutet, dass er einer der ersten war, der sich mit diesem Phänomen am Orthoklas eingehender beschäftigt und diese Zwillinge gezeichnet hat. Auch heute noch kann die Erforschung der Kristallzwillinge wichtige Informationen dafür liefern, wie sich Mineralien eigentlich bilden, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie ich diese Faktoren verändern muss, um Einfluss auf das Wachstum nehmen zu können.  

In der neuen Ausstellung soll es aber in erster Linie darum gehen, besonders schöne Zwillingsstücke zu präsentieren - allerdings nicht nur aus ästhetischen Gründen. Um zu vermitteln, wie sich Kristalle - und im Speziellen Zwillinge - bilden, werden neben vielen steinernen Exponaten auch Modelle zu sehen sein, die bestimmte Kristallformen veranschaulichen.

Einige Zwillinge sind erst unter dem Mikroskop zu bewundern und dann teilweise nur im polarisiertem Licht. Einige Objekte davon können sie in der folgenden Bilderreihe betrachten.

Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis
Foto: Julia Patrikis